Zusammenfassung: Für seltene Erkrankungen bei Kindern stellt die Exomsequenzierung (ES) einen festen Bestandteil der Routinediagnostik dar. Mit der Genomsequenzierung (GS) steht eine technische Erweiterung zur Verfügung, die auch die nichtkodierenden Abschnitte wie die Introns und intergenischen Abschnitte abbildet. Sie ermöglicht die Detektion von pathogenen Veränderungen in regulatorischen oder tief intronischen Bereichen und in vielen Fällen die Identifikation von strukturellen Veränderungen des Erbguts. Zudem hat die GS wegen ihrer kurzen Turnaround-Time einen besonderen Stellenwert bei der Diagnosefindung von kritisch kranken Kindern. Während dieser Mehrwert in Fallbeschreibungen essenziell für die Diagnosestellung ist, liegt die zusätzliche Klärungsrate in großen Kohorten im einstelligen Prozentbereich. Dieser mäßigen Steigerung der Klärungsrate stehen einerseits die deutlich höheren Kosten bei den Laboren durch die Generierung, Verarbeitung und Auswertung der gesteigerten Menge an genetischen Daten gegenüber, andererseits bestehen weiterhin methodische Limitationen bei der Erfassung von Veränderungen in homologen Bereichen, Repeatexpansionen und epigenetischer Veränderungen wie der Methylierung der DNA. Die GS hat somit ein großes diagnostisches Potenzial, bedarf jedoch einer präzisen Indikationsstellung, Phänotypisierung und interdisziplinären ärztlichen Zusammenarbeit, um eine sinnvolle Auswertung der genetischen Daten und das Aufzeigen von diagnostischen Lücken realisieren zu können. Onlinedatenbank: med-search
Autoren: Z. Schmederer, A. Kirchhoff, T. Neuhann, B. Klink, A. Abicht, T. Bartolomaeus
Rubrik: Jugendmedizin, Radiologie, Diverses
Verlag: mgo fachverlage GmbH & Co. KG
Stichworte: Diagnostik, Exom, genetische Diagnostik, Genom, Humangenetik, NGS, Seltene Erkrankungen, Seltene Krankheiten
ISSN: 0030-9346
Institut: MGZ - Medizinisch Genetisches Zentrum München