Postpandemisches Comeback invasiver Gruppe-A-Streptokokken-Infektionen

Ausgabe: pädiatrische praxis, 2025, Band 102/03, mgo fachverlage GmbH & Co. KG (ISSN 0030-9346)

Zusammenfassung: Im Jahr 2022 wurde in mehreren europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, ein signifikanter Anstieg von iGAS-Infektionen, vor allem bei Kindern, festgestellt. Ursächlich wird u. a. eine Kombination aus erhöhter Infektionsanfälligkeit der Bevölkerung und verstärkter Zirkulation viraler respiratorischer Erreger nach der COVID-19-Pandemie vermutet. Verschiedene invasive Krankheitsbilder wie Sepsis, STSS, Pneumonie, Meningitis, osteoartikuläre Infektionen und Weichteilinfektionen können durch GAS verursacht sein. Die Therapie von iGAS-Infektionen erfordert eine schnelle und effektive antibiotische Behandlung mit intravenösem hochdosierten Penicillin G, bei schweren, insbesondere intensivpflichtigen Erkrankungen in Kombination mit Clindamycin. Penicillinresistenzen sind bis heute nicht bekannt, Penicillinallergien sehr selten und sollten immer entsprechend den gültigen Kriterien eindeutig diagnostiziert werden. Die Therapie lebensbedrohlicher, insbesondere toxinvermittelter iGAS-Infektionen kann neben allgemeinen intensivmedizinischen Maßnahmen durch Immunglobulintherapie unterstützt werden unter der Vorstellung, dass dadurch zirkulierende Toxine gebunden und der massiven Zytokinfreisetzung gegengesteuert wird. Der antiinflammatorische Einsatz von Glukokortikoiden kann insbesondere bei parapneumonischen Ergüssen und Pleuraempyemen protrahierte entzündliche Erkrankungsmanifestationen verhindern oder begrenzen, jedoch sind bisher weder der Zeitpunkt noch die Dosis oder Dauer einer Steroidgabe in Studien ausreichend geklärt. Das Vorgehen bezüglich antibiotischer Sekundärprophylaxe bei engen Haushaltskontakten zu Indexpatientinnen und Indexpatienten mit schwerer Sepsis, STSS und NF ist in Anlehnung an das Vorgehen bei invasiven Meningokokken-Infektionen empfohlen. Wichtig dabei ist, dass die Indikation nur für sehr schwere iGAS-Infektionen und dort für die engen Haushaltskontaktpersonen gilt.

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Autoren: A. Sieg, J. Liese, R. Berner, N. Töpfner

Rubrik: Infektionen, Notfälle, Vergiftungen

Verlag: mgo fachverlage GmbH & Co. KG

Stichworte: antibiotische Therapie, Clindamycin, Immunglobulintherapie, Invasive Gruppe-A-Streptokokken(iGAS)- Erkrankungen, Sekundärprophylaxe, Streptokokken

ISSN: 0030-9346

Institut: Kinderklinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Würzburg; Pädiatrische Infektiologie, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden