Zusammenfassung: Die überwiegende Zahl akuter infektiöser Tonsillopharyngitiden im Kindesalter verläuft klinisch leicht, ist zeitlich begrenzt und meist viral bedingt. Die häufigsten bakteriellen Erreger bei Kindern und Erwachsenen sind GAS. Kardinalsymptome sind Fieber, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Bei zusätzlichem Auftreten eines makulopapulösen Exanthems sowie schwerem Krankheitsbild handelt es sich um Scharlach. Dieser klassische Scharlach sollte von milden scharlachähnlichen Krankheitsverläufen (»Scarlatinella«) abgegrenzt werden. Eine diagnostische Hilfestellung kann der Handlungsalgorithmus zum Beratungsanlass »Halsschmerzen« im Kindes- und Jugendalter bieten, der jedoch nur dann zum Einsatz kommt, wenn eine antibiotische Therapie ärztlich aufgrund der Erkrankungsschwere des Kindes erwogen oder von Patientenseite nach Beratung erwartet wird. Wenn zur Bestätigung des klinischen Verdachts, der sich aus hohen Punktwerten in den entsprechenden Scores ergibt, eine weitere Diagnostik in Form eines GAS-Schnelltestes aus einem Rachenabstrichs erfolgt, so sollte nur bei einem positiven Ergebnis eine antibiotische Behandlung oder »delayed Prescription« in Betracht gezogen werden. Entscheidend ist es dann, die Vorteile einer antibiotischen Therapie bei Halsschmerzen gegenüber den Nachteilen abzuwägen. Weder aufgrund des postpandemischen Anstiegs invasiver GAS-Infektionen in Deutschland noch aufgrund der als Paradigmenwechsel betitelten Anpassung der schweizerischen Handlungsempfehlungen ist eine Änderung des seit 2009 kontinuierlich in Deutschland aktualisierten Handlungsalgorithmus zum Beratungsanlass »Halsschmerzen« notwendig. Onlinedatenbank: med-search
Autoren: A. Sieg, J. Liese, R. Berner, N. Töpfner
Rubrik: Allergologie - Immunologie, Haut - HNO - Augen, Chirurgie - Orthopädie
Verlag: mgo fachverlage GmbH & Co. KG
Stichworte: Antibiotika, antibiotische Therapie, Gruppe-A-Streptokokken, Halsschmerzen, Tonsillopharyngitis
ISSN: 0030-9346
Institut: Kinderklinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Würzburg; Pädiatrische Infektiologie, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden