Zusammenfassung: Die Lebensgeschichte der polnischen Kinderärztin Hanna Hirszfeld, in Frankreich und Deutschland ausgebildet, tritt neben ihrem weltbekannten Mann, Ludwik Hirszfeld, in den Hintergrund. Viele Werke, für die sein Name steht, wie die Blutgruppenvererbung und -verteilung, sind die Frucht gemeinsamer langjähriger Arbeit, daneben aber hat sich Hanna Hirszfeld selbst als eigenständige Wissenschaftlerin auf vielen Gebieten der Kinderheilkunde qualifiziert. Aus einer jüdischen Familie des russisch dominierten Kongresspolen stammend, studierte die vielseitig begabte und sprachgewandte junge Frau Medizin in Montpellier, Paris und Berlin, wo sie Ludwik heiratete, und widmete sich der Pädiatrie in Heidelberg und Zürich. Als freiwillige Feldärztin in der serbischen, mazedonischen und italienischen Armee im Weltkrieg qualifizierte sie sich epidemiologisch und klinisch, nach der Rückkehr in die nun unabhängige polnische Republik nahm sie die pädiatrische Tätigkeit wieder auf und schrieb ihre Habilitation. Nach dem deutschen Überfall und der Einweisung in das Warschauer Ghetto arbeitete sie dort als Kinderärztin und unterrichtete in der Untergrunduniversität. Ihre einzige Tochter litt an einer Anorexie. Für sie retteten sich Hirszfelds aus dem Ghetto, sie überlebten unter verschiedenen Identitäten, die Tochter starb jedoch. Hanna Hirszfeld begründete und leitete die klinische Pädiatrie in Lublin und später in Breslau, wo ihr Mann das heute nach ihm benannte Ludwik Hirszfeld-Institut für experimentelle Immunologie und Therapie der Polnischen Akademie der Wissenschaften begründete. Onlinedatenbank: med-search
Autoren: S. H. Nolte
Rubrik: Jugendmedizin, Radiologie, Diverses
Verlag: mgo fachverlage GmbH & Co. KG
Stichworte: Breslau, Ghetto, Judentum, Polen, Pädiatriegeschichte, Zweiter Weltkrieg
ISSN: 0030-9346
Institut: Philipps-Universität Marburg