ADHS in der Adoleszenz

N.N.

Zusammenfassung: Die Adoleszenz ist eine entscheidende Phase der Hirnentwicklung und erfordert die besondere Aufmerksamkeit in unserem Gesundheitssystem. Bei einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) liegt eine Hirnreifungsverzögerung vor, weshalb sich ADHS entgegen der bisherigen Meinung meist nicht auswächst. In der Adoleszenzphase zeigt sich ein Symptomwandel mit reduzierter Hyperaktivität und offensichtlicher Impulsivität, aber persistierender Aufmerksamkeitsstörung. Zusätzliche Probleme bereiten in dieser Altersgruppe eine emotionale Dysregulation, geringes Selbstwertgefühl, gestörtes Sozialverhalten sowie eine Stressintoleranz. Eine unzureichende Therapie führt zu psychischen Komorbiditäten wie einer Depression, Angststörung, Essstörungen, bipolarer oder Borderline-Persönlichkeitsstörung oder einer Substanzabhängigkeit im Sinne einer Selbstmedikation. In den Fokus treten auch somatische Begleiterkrankungen bei unzureichender Behandlung wie Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2, Migräne, Epilepsie, Asthma, Allergien und Autoimmunerkrankungen. Diese Umstände führen zu einer differenzialdiagnostischen Herausforderung, der Notwendigkeit der zeitgleichen Behandlung von somatischen und psychischen Komorbiditäten bei mangelnder Adhärenz der Betroffenen. Wichtige Säulen einer erfolgreichen adoleszenten Entwicklung bei ADHS sind eine kontinuierliche, multimodale Betreuung (Psychoedukation und Medikation) unter Nutzung eines Recall-Systems, bei Medikation die bevorzugte Nutzung langwirksamer Stimulanzien, die Beachtung individueller Therapieziele der Patientin oder des Patienten unter Nutzung der motivierenden Gesprächsführung, jedoch ohne den Kontakt zum Umfeld (Eltern, Freundeskreis, Partnerin oder Partner) zu verlieren. Eine solche Begleitung einer Adoleszentin oder eines Adoleszenten ist eine dankbare Aufgabe.