Zusammenfassung: ASS werden als neuropsychologische Entwicklungsstörungen eingestuft. In Deutschland hat nach Schätzungen bis zu 1% der Bevölkerung die Diagnose Autismus. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren, oft zeigen sie auch repetitive Verhaltensweisen. Das ASS-Risiko kann steigen, wenn während der Schwangerschaft Infektionen auftreten. Infolge der Infektion der werdenden Mutter können vermehrt Zytokine in das Gehirn des Fötus gelangen, welche dort in der Entwicklungsphase zu oxidativem Stress, Aktivierung der Mikroglia und mitochondrialer Dysfunktion führen. Prozesse wie diese begünstigen Entzündungsreaktionen im Gehirn des Fötus und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, eine ASS zu entwickeln. Deutlich wird der Einfluss einer mütterlichen Immunaktivierung in Studien an Mausmodellen. Bei experimentell provozierten Immunreaktionen an trächtigen Mäusen kommt Nachwuchs mit Auffälligkeiten im Sozialverhalten zur Welt, die als autistische Verhaltensmuster gedeutet werden. Ebenfalls bedeutend sind genetische Einflussfaktoren, denn auch Genmutationen können das Risiko für ASS erhöhen. Das Zusammenspiel der Umweltfaktoren mit den genetischen Faktoren und die jeweiligen Mechanismen müssen noch grundlegend erforscht werden. Möglicherweise können neue Ergebnisse in diesem Forschungsgebiet zu neuen Therapien und besseren Diagnosen führen. Onlinedatenbank: med-search
Autoren: A. Kirchner, C. Culmsee
Rubrik: Infektionen, Notfälle, Vergiftungen
Verlag: mgo fachverlage GmbH & Co. KG
Stichworte: Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Entwicklungsstörung, genetische Risikofaktoren, Immunreaktionen, Infektion, pränatale Infektionen, Schwangerschaft
ISSN: 0030-9346
Institut: Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmazie, Biochemisch-Pharmakologisches Centrum, Fachbereich Pharmazie, Philipps-Universität Marburg; Center for Mind, Brain and Behavior - CMBB, Philipps-Universität Marburg