Peripherer vestibulärer Schwindel: aktuelle Diagnose und Therapie

Ausgabe: pädiatrische praxis, 2024, Band 101/01, mgo fachverlage GmbH & Co. KG (ISSN 0030-9346)

Zusammenfassung: Periphere vestibuläre Syndrome beruhen auf einer Funktionsstörung des Labyrinths und/oder des Nervus vestibulocochlearis. Phänomenologisch und pathophysiologisch lassen sich drei Formen klinisch unterscheiden: 1. Das akute vestibuläre Syndrom, bedingt durch eine akute vestibuläre Tonusdifferenz mit dem Leitsymptom heftiger langdauernder Drehschwindel: die akute unilaterale Vestibulopathie/Neuritis vestibularis. 2. Persistierender Schwankschwindel und Gangunsicherheit bedingt durch ein bilaterales vestibuläres Defizit: die bilaterale Vestibulopathie. 3. Rezidivierende Schwindelepisoden mit je nach Ursache unterschiedlicher Dauer, unterschiedlichen Begleitsymptomen und Auslösern. Die zugrunde liegenden Erkrankungen sind der benigne periphere paroxysmale Lagerungsschindel (BPPV), Morbus Menière, Vestibularisparoxysmie und das Syndrom der dritten mobilen Fenster. Für alle diese Erkrankungen liegen aktuelle Diagnosekriterien der Bárány-Society vor, die gleichermaßen wichtig sind für die klinische Praxis als auch für wissenschaftliche Studien. Für Behandlung peripherer vestibulärer Syndrome werden in Abhängigkeit von der Ursache fünf Therapieprinzipien eingesetzt: 1. Sorgfältige Aufklärung des Patienten über Art und Ursache der Beschwerden und die Therapieeffekte, dies ist auch wichtig für die Compliance des Patienten. 2. Physikalisch-medizinische Behandlung: A) Bogengangsspezifische Befreiungsmanöver: für den posterioren Kanal das neue sog. SemontPlus-Manöver, das dem Semont- und Epley-Manöver überlegen ist; für den horizontalen Kanal das modifizierte Roll-Manöver und für den anterioren Bogengang das modifizierte Yacovino-Manöver. B) Balancetraining bei sensorischen Defiziten (hohe Evidenz). 3. Symptomatische oder kausale medikamentöse Behandlung. Hier mangelt es aber weiterhin an placebokontrollierten Pharmakotherapiestudien, sodass die Evidenzlage niedrig ist und hoher klinischer Forschungsbedarf besteht. 4) Operative Maßnahmen, z. B. bei dem Syndrom der dritten mobilen Fenster. 5) Bei funktionellem Schwindel psychotherapeutische Verfahren.

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Autoren: M. Strupp

Rubrik: Erziehung, Psychiatrie - Psychologie, Nervensystem

Verlag: mgo fachverlage GmbH & Co. KG

Stichworte: akute unilaterale Vestibulopathie, Benigner peripherer paroxysmaler Lagerungsschwindel, bilaterale Vestibulopathie, Morbus Meniere, Morbus Menière, Schwindel, Syndrom der dritten mobilen Fenster, Vestibularisparoxysmie, Vestibulopathie

ISSN: 0030-9346

Institut: Neurologische Klinik und Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum (DSGZ), Klinikum der Ludwig Maximilians Universität, München