Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine häufige und hochrelevante Diagnose. Auffällig ist, dass ADHS bei Frauen deutlich seltener diagnostiziert wird, obwohl Erhebungen die gleiche Prävalenz für Frauen und Männer zeigen. Die ADHS-Fragebogen sind männlich orientiert und zielen eher auf eine hyperaktive Symptomatik. ADHS-Frauen erreichen häufiger nicht den Test-Score für die Diagnose ADHS und werden falsch negativ diagnostiziert. ADHS-Frauen leiden häufiger an internalisierten Störungen. ADHS-Frauen sind häufiger viktimisierst, haben ein geringeres Funktionsniveau, häufiger chronische Schmerzen und Erschöpfungszustände und ein höheres Suchtrisiko. Frauen zeigen weniger externalisierende und aggressive Verhaltensweisen, entsprechen also eher dem unaufmerksamen Typ. Die Behandlung von Angstzuständen und Depressionen ist bei diesen Patienten häufig nur dann erfolgreich, wenn auch die zugrunde liegende ADHS behandelt wird. Frauen zeigen weniger Inhibitionsprobleme. Aufgrund der Häufigkeit von Depression und Angststörungen wird das darunter liegende ADHS oft nicht diagnostiziert und behandelt. Das hat oft erhebliche Konsequenzen, weil sich Aufmerksamkeitsstörungen, erhöhte Ablenkbarkeit und desorganisiertes Verhalten weder mit Psychotherapie noch mit Antidepressiva gut behandeln lassen. Stimulanzien sind für diese Patienten eine wichtige Option. Onlinedatenbank: med-search
Autoren: A. Neuy-Lobkowicz
Rubrik: ADHS
Verlag: mgo fachverlage GmbH & Co. KG
Stichworte: ADHS, Diagnostik, Geschlechtsunterschiede
ISSN: 1869-6597